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Naschiforum • Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"
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Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"

Verfasst: 13 Dez 2018, 22:03
von sotti
Im SZ-Magazin sind jetzt zwei Artikel in einer neuen Kolumne erschienen, die ich ganz spannend finde:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/tag/ ... ckes-leben

Ich zitiere mal den Aufmacher: "Natalie Rosenke ist »Ü100«: Bei 1,60 Metern Körpergröße wiegt sie mehr als 100 Kilo. Das ist für sie kein Problem – für viele andere Menschen aber schon. In den kommenden Wochen erzählt die 41-Jährige, was es heißt, als dicker Mensch in einer Gesellschaft zu leben, die dünn zu ihrem Ideal erklärt hat. Rosenke ist Vorsitzende der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung."

Vielleicht mögt Ihr mal reinlesen, einiges dort könnte Diskussionspotential haben...

Re: Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"

Verfasst: 13 Dez 2018, 22:14
von Sugargypsy
Ich hab es gerade gelesen. Mich würde, bevor ich jetzt meinen Eindruck schildere, gern wissen, welche Punkte Dir ins Auge gestochen sind, von denen Du glaubst, dass sie Diskussionspotential beinhalten?

Re: Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"

Verfasst: 13 Dez 2018, 22:43
von sotti
Ich muss jetzt leider gleich ins Bett, sonst wird es wüst heute Nacht / morgen für mich - aber nur ganz kurz schon mal: Ich finde grundsätzlich spannend, inwieweit wir in einer 'dickenfeindlichen' Gesellschaft leben.

Wie berechtigt sind Programme wie 'fit statt fett', z.B.? Macht der Name einen Unterschied; ist das Ziel solcher Programme (nicht) grundsätzlich begrüßenswert, auch wenn es natürlich wertet, dass Dicksein unerwünscht ist (von dem dämlichen Schein-Gegensatz fett-fit mal abgesehen)?
EDIT:Mir geht es schon so, dass mir sehr übergewichtige Kinder immer wirklich leid tun und ich mir wünsche, sie würden auf einen Weg ohne Übergewicht gebracht - gesundheitlich ist das sicher auch richtig, aber vielleicht bin ich auch ansonsten (allein schon mit dem Mitleid) zu stark geprägt von dem, was die Kolumnistin selbst leidvoll als dickenfeindlich erlebt hat.

Und mich interessiert, dass wir ja hier in einem Ernährungsforum, in dem die meisten abnehmen wollen (was natürlich auch deutlich gesellschaftlich bedingt ist, keineswegs nur gesundheitlich), sind, aber die Kolumne alternative Haltungen dazu aufzeigt. Ich würde z.B. gern wissen, ob jemand die für sich persönlich teilt, sich vielleicht wiedererkennt oder etwas annehmen mag davon.

So, das ist jetzt ganz ungeordnet und schlecht formuliert, nur schon mal als Einstieg, weil ich das Thema ja eröffnet habe.

Re: Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"

Verfasst: 14 Dez 2018, 01:46
von Sugargypsy
sotti » 13 Dec 2018, 22:43 hat geschrieben:Wie berechtigt sind Programme wie 'fit statt fett', z.B.? Macht der Name einen Unterschied; ist das Ziel solcher Programme (nicht) grundsätzlich begrüßenswert, auch wenn es natürlich wertet, dass Dicksein unerwünscht ist (von dem dämlichen Schein-Gegensatz fett-fit mal abgesehen)?

Für mich sind solche Programme nicht bzw. nur sehr begrenzt berechtigt, weil sie pauschalisieren und nicht auf das Individuum schauen. Weil sie nur auf Zahlen: Relation Körpergröße zu Körpergewicht schauen, aber nicht auf die Ursachen.

Daraus folgt erst mal Stimatisierung. Egal, wie man es nennt: Fit statt fett, pummelig, speckig, wohlgenährt, Babyspeck, vollschlank & Abnehmen - es wertet, und in diesem Fall wertet es ab.

Ja, ich reagier allergisch darauf, weil ich bis ich ca. 10 Jahre alt wurde, eine sogenannte Bohnenstange war, die querbeet alles essen konnte, ohne zuzunehmen. Die Pubertät begann, meine Schildrüse spielte verrückt und ich nahm unerklärlicherweise zu.

Es war nicht so, dass das meinen Eltern egal war, sie sich nicht darum kümmerten. Sie haben mich zu Spezialisten geschleppt, ich wurde Diäten unterzogen und ich wusste mir Auswege zu schaffen, das Essen zu bekommen, was ich wollte / brauchte. Die Ess-Störung folgte, weil das Essen heimlich geschehen musste.

Und ich hab mich gefragt (nicht bewusst, aber ganz tief in mir drinnen), was an mir falsch ist! Und das hat mir richtig geschadet, obwohl ich oberflächlich das Gleiche aß, wie die Jahre zuvor. Meine Mutter kochte zu dem Zeitpunkt noch nicht anders.

Ich hatte Glück, dass ich eine Mutter hatte, die immer hinter mir stand - egal, wie viel ich wog; egal, was das Umfeld nicht nur dachte, sondern auch oft genug, mehr als deutlich ausprach.

Ich hätte kein Stress mit solchen Programmen, wenn individuell danach geschaut werden würde, was die Ursache für eine Gewichtszunahme ist. Nicht nur einfach sagen würde - überspitzt formuliert: Das Kind frisst zu viel und bewegt sich zu wenig!

Bei mir war Hashimoto die Ursache und nein, das ist keine Seltenheit, kommt häufiger vor als man denkt. Bei mir wurde es unglaublicherweise dann im Alter von 40 diagnostiziert (das haben ca. 10 % der Bevölkerung).*

Bei mir gab es gesundheitliche Ursachen, bei anderen gibt es emotionale Ursachen (Vernachlässigung, mangelnde Nähe), bei anderen falsche Ernährung oder ... Aber bei allen Ursachen kann das betroffene Kind erst Mal nichts dazu. Aber es ist das Erste, das in irgendwelche Maßnahmen gesteckt wird und an sich zweifelt. Daher halte ich nichts von solchen Programmen.

Die Stellschraube, wo man ansetzen muss, liegt in den jungen Jahren eines Kindes immer woanders. Aber das weiß davon nichts, kann sich nicht zur Wehr setzen. Leidet dann, wenn es dumm läuft, richtig viele Jahre darunter, wenn es sich - wenn überhaupt -, irgendwann da mal raus wurschteln kann.



*Dass ich dann so massiv übergewichtig wurde, da spielten noch andere Themen eine Ursache, z.B., dass mir Essen gut schmeckt :zwinker:, aber auch noch anderes ...

Re: Zeitungskolumne "Über Gewicht: Mein dickes Leben"

Verfasst: 14 Dez 2018, 11:29
von sxusxi
Ich hab die (bis jetzt) drei Blogeinträge auch gerade gelesen und bin gespannt auf weitere. Leider kann ich einiges davon nachvollziehen, vor allem was ihre Gedanken über Sport angeht. Leibesübungen waren schon in der Volksschule (in D Grundschule?) mein schlechtestes Fach. Ich kann gar nicht mehr sagen, woran das lag, irgendwann war mein Selbstbewusstsein in der Hinsicht jedenfalls so geschädigt, dass ich mir selber nichts mehr zutraute. Dabei habe ich relativ viel Kraft und war immer eine schnelle Geherin, auch beim Leistungs-EKG vor ein paar Jahren kamen über 100% raus - ich nehme an, diese Werte werden an BMI etc angepasst. Auch beim Radfahren hab ich nach kurzer Eingewöhnungsphase eine recht gute Kondition, und die Freude am Wasser und an der Schwerelosigkeit im Wasser empfinde ich genauso. Ins Fitnessstudio möchte ich absolut nicht gehen, weil mich die Blicke stören würden. Vielleicht irgendwann mal, bei weniger Kilos, aber eigentlich kann ich es mir nicht wirklich vorstellen.

Meine Tochter ist, wie schon woanders erwähnt, acht Jahre alt und hat leichtes Übergewicht. Weniger als ich als Kind hatte, aber doch offensichtlich, vor allem neben besonders zierlichen Mädels, von denen sie einige zur Freundin hat. Ich bin mir total unsicher, wie ich damit umgehen soll. Sie liebt Süßigkeiten, eh klar. Ich will ihr nichts verbieten, weil mir das kontraproduktiv erscheint (heimlch essen ist ja noch schlimmer), gleichzeitig will ich ihr Bewusstsein für gesunde Ernährung so früh wie möglich stärken. Ich weiß einfach, wie schwierig so vieles als übergewichtige junge Frau sein kann und würde ihr das gern ersparen. Meine eigenen Eltern waren immer normalgewichtig und haben mir lange gesagt (vor allem meine Mutter), dass ich nicht dick bin, sondern "fest". Haben mir das Gefühl gegeben, dass ich nichts ändern muss. Das hat mir einerseits seelisch geholfen, andererseits vielleicht dazu geführt, dass ich etwas blind war meinem Gewicht gegenüber. Dass meine Tochter so wenige Komplexe wie möglich entwickeln sollte, ist eh klar, aber das wird von der Umwelt kaum ermöglicht. Schon jetzt fragt sie immer wieder, ob sie zu dick ist. Und ich sag ihr immer, dass sie wunderschön ist und es wichtig ist, dass sie sich wohlfühlt, dass es ihr aber auch nicht schaden würde, weniger Süßigkeiten zu essen. :gruebel: Schwieriges Thema.

Wie gesagt, bin gespannt auf die nächsten Blogs.