Bettler neben dem Hauseingang

Das Forensofa für Small-Talk und entspanntes Geplauder
flixi
Beiträge: 2616
Gender: Female
Status:
Offline

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon flixi » 22 Feb 2017, 20:18

Ich gebe Bettlern auch nichts.
Ich habe bei meiner Arbeit einfach zu viel mitbekommen, was mit so erworbenem Geld gemacht wurde oder wie geringschätzig bis abwertend teilweise von Spendern gesprochen wurde.
Bzw. kannte ich dann den/die ein oder andere/n von meiner Arbeit - und wem gibt man dann was und wem nicht? Und wem wie viel? Und warum?
Von Banden und anderen Organisationen fange ich nicht an - das hat sugar ja auch schon für sich abgehakt.
Bei materieller Unterstützung (v.a. Lebensmittel) kann man einiges "falsch" machen - angefangen bei Glaubensfragen (zB Schweinefleisch) über persönlichen Geschmack bis hin zu Allergien oder Unverträglichkeiten oder Krankheiten, die durch bestimmte Lebensmittel negativ beeinflusst werden. Gerade, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht.
Bei allzu penetranten Bettlern (wozu ich diesen ehrlich gesagt auch zählen würde, weil er gezielt Menschen an"spricht") bin ich sogar teils dazu übergegangen, dass ich ihnen Adressen von Anlaufstellen, Suppenküchen, ... in die Hand gedrückt habe.
Einige wenige waren dankbar dafür. Den meisten war das egal. Einige wenige andere reagierten eher sauer darauf ("Was soll ich mit nem Fetzen Papier?").

Sugar - wenn du Adressen für deine Stadt wölltest, melde dich ;)
Mama? Holst du mir die Waage raus? Ich muss wissen, wie schnell ich rennen kann!
Image
GreenLemon
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon GreenLemon » 22 Feb 2017, 20:32

Wikipedia sagt das, was ich auch im Kopf hatte: dass Betteln grundsätzlich erlaubt ist. "Betteln ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, doch Vortäuschung falscher Verhältnisse (zum Beispiel „bin obdachlos“, „Geldbörse gestohlen“) kann einen Bettelbetrug darstellen und aufdringliches Betteln kann in Deutschland als Ordnungswidrigkeit geahndet werden."

Also in München glaube ich nicht, dass die Polizei kommt, wenn man sie wegen Bettelns ruft, weil eben keine Straftat vorliegt.
Autumn
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon Autumn » 22 Feb 2017, 21:22

Also ich finde schon, dass es aufdringlich ist, bzw agressives Bettelnn, wenn so jemand sich neben dem Hauseingang positioniert und auch noch Handzeichen macht, dass er Geld haben will.
Aber das ist wahrscheinlich immer Auffassungssache des Revieres, welches man anruft.

Ich würde trotzdem die Polizei informieren. :ja:
Lucy86
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon Lucy86 » 22 Feb 2017, 21:31

@sugar: Erkundige dich doch mal beim Ordnungsamt, ob du ihn da weiter ertragen musst.
Unabhängig von den Notlagen solcher Menschen würde es mich einfach extrem stören, wenn jemand permanent direkt neben meiner Haustür sitzt. Vielleicht können die mit ihm reden, dass er woanders hingeht.
giggi
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon giggi » 24 Feb 2017, 11:46

Ich habe ja berufsbedingt sehr viel mit Bettlern jeder Couleur zu tun. Nach deiner Beschreibung handelt es sich mit Sicherheit um eine Bande,d.h. die Person darf absolut nichts für sich behalten.
Es gibt in jeder größeren Stadt Tafelläden, bei denen man auch Gutscheine (ab 1€) erwerben kann. Hier kostet dabb bspw. ein Brot ca 30ct. Wirklich Bedürftigen Menschen ist hiermit, oder mit einem Gutschein einer Suppenküche, in der Regel besser geholfen als mit Bargeld.
DasSchaf
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon DasSchaf » 27 Feb 2017, 10:54

Also ich würde dem Bettler nichts geben, denn wenn sie heraus bekommen, dass du Geld gibst dann lassen sie nicht locker und wollen noch mehr.
Ich gebe auch grundsätzlich kein Geld, sondern biete immer etwas von meinem Markteinkauf an, wenn ich jemanden sehe.
Bisher habe ich es nur zwei mal erlebt, dass sich diese Menschen richtig darüber gefreut haben!
Der Rest hat einfach abgelehnt oder in die Mülltonne geschmissen.

Ich würde vielleicht mal das Ordnungsamt informieren. Vielleicht können sie was unternehmen.
Benutzeravatar
Tastenflitzerin
Beiträge: 4623
Gender: Female
Status:
Offline

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon Tastenflitzerin » 27 Feb 2017, 20:31

Na..... ist der Bettler noch da?
Image Es MUSS sein!
Sugargypsy
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon Sugargypsy » 27 Feb 2017, 21:30

Ja, der Bettler ist noch da, Taste, hab für mich aber immer noch nicht eine wirklich stimmige Haltung dazu gefunden.
einMensch
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon einMensch » 28 Feb 2017, 05:51

Sugar, war eigentlich eindeutig, daß er zu einer "Bande" gehört?
Sugargypsy
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon Sugargypsy » 28 Feb 2017, 08:25

Es spricht anscheinend einiges dafür, aber ich weiß es nicht.

Das Problem ist einerseits die Sprachbarriere, andererseits die Barriere in mir wirklich in Kontakt zu treten. Das würde ein Einlassen auf die persönliche Situation des Bettlers bedeuten, von der ich nicht weiß, ob ich damit umgehen kann bzw. will. Denn wenn die Anonymität vollends weg ist, ein persönlicher Kontakt besteht, kann ich mich nicht mehr ausklinken.
einMensch
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon einMensch » 28 Feb 2017, 09:52

ja, das verstehe ich.

Ich frage nur, weil sich hier alle so sicher sind.
flixi
Beiträge: 2616
Gender: Female
Status:
Offline

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon flixi » 28 Feb 2017, 15:05

Wer denn alles?
Mama? Holst du mir die Waage raus? Ich muss wissen, wie schnell ich rennen kann!
Image
einMensch
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon einMensch » 28 Feb 2017, 15:53

flixi » 28 Feb 2017, 15:05 hat geschrieben:Wer denn alles?



ich habe nicht nachgezählt. Und es war auch kein Vorwurf, nur eine Nachfrage.
Und ich meine öfter als 2 mal gelesen zu haben, daß der Mann eh nichts behält etc.

ich stelle das auch nicht in Abrede.


@eva

ja, ich kenne die Berichte.

Mir war nur nicht klar, ob das in dem konkreten Fall hier so eindeutig klar war.
GreenLemon
Gender: None specified

Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon GreenLemon » 28 Feb 2017, 15:56

Also ich spreche jetzt mal von den 5%. Ich weiß nicht, wie man auf die Zahl kommt. Ich sag nicht, dass sie falsch ist, ich sag nur, es wundert mich, wie man die erheben kann.

Ich sagte ja hier schon mal, dass eigentlich alle Bettler, mit denen ich schon mal in der Münchner Innenstadt "gesprochen" habe, deutsch als Muttersprache hatten und mir den Eindruck machten, als wenn sie keiner Bande angehören, sondern auf sich alleine gestellt sind. Die sind auch meist noch eine Stufe "unter" denen, die ihr Leben zumindest noch soweit im Griff haben, dass sie sich mit dem offiziellen Verkauf von Obdachlosenzeitungen etwas verdienen können.

Die bekommen sicher auch Hartz4 oder ALGII oder besser gesagt, es steht Ihnen zu. Aber viele sind ja gar nicht mehr in der Verfassung, dass sie Arbeitssuchende sein könnten, so wie es beim Bezug von ALGII erwartet wird, also glaube ich eher nicht, dass sie vom Staat Geld bekommen. Entweder können sie keine Arbeit suchen, weil sie psychische Probleme haben und/oder weil sie alkoholkrank sind. Ich fände es für mich vermessen zu sagen: "sollen eben arbeiten gehen, dann kriegen sie auch was". Das mag für 98 % der deutschen Bevölkerung richtig sein, aber wenn man, aus welchen Gründen auch immer, obdachlos ist und bettelt, dann ist derjenige eben nicht mehr mit diesen Maßstäben zu messen. Natürlich gibt es soziale Einrichtungen, die sich kümmern, aber die können sicher nicht 100% abdecken.

Ich spreche nur für mich, wenn ich sage, dass ich nicht glaube, dass es so einfach ist, wenn man sagt, dass 95% aller Bettler Banden angehören und dem Rest steht Hartz4 zu, also braucht man eh nichts geben. Wer alkoholkrank ist, hat halt schon in der ersten Woche sein Geld versoffen. Klar, ich kenne die Ansicht, dass man die Alkoholkrankheit nicht unterstützen will, aber das sehe ich für mich eben auch anders. Der ist ja nicht freiwillig alkoholkrank und hört nicht damit auf, nur weil er keinen Nachschub kriegt. Na egal, hat jeder seine Meinung dazu, das war meine :grinszahn:
DasSchaf
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon DasSchaf » 28 Feb 2017, 16:11

Ich gebe grundsätzlich kein Geld. Ich möchte nicht, dass davon der nächste Alkohol gekauft wird, daher biete ich nur Obst/Gemüse an, wenn ich vom Markt komme und wenn jemand hungrig ist, der nimmt es an und freut sich.

Hier gab es früher immer eine Bettlerin, die den ganzen Tag furchtbar aussah und ganz viel Geld bekommen hat und abends sich an ihrem Auto umgezogen und gewaschen hat, um dann noch eine Runde durch die Stadt zu drehen.
einMensch
Gender: None specified

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon einMensch » 28 Feb 2017, 16:14

ja, Lemon, ich sehe das auch sehr differenziert.

Zumal viele, die abseits dieser Banden betteln, durch Schicksalsschläge in diese Situation gekommen sind und abseits der Gesellschaft traumatisiert sind.

Mir fällt es einfach schwer, alle über einen Kamm zu scheren. Nicht alle bekommen Geld. Nicht alle gehören
zu Banden.

Ich will auch gar nicht behaupten, daß das bei diesem Mann vor Sugars Haus so ist.

Aber ich versuche immer, mir kein generelles Urteil zu bilden, damit mir mein Mitgefühl nicht abhanden kommt.
Und das betrifft nur mich und ich will damit niemanden etwas unterstellen.
Benutzeravatar
sotti
Beiträge: 3189
Gender: Female
Status:
Offline

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon sotti » 28 Feb 2017, 19:01

Ich kann für mich persönlich Lemons letzten Beitrag nur absolut unterschreiben, speziell zum Thema Alkoholismus&trotzdem Geldgeben und Harz 4 [die wenigsten Obdachlosen sind in der Lage dazu, entsprechende Anträge auszufüllen] - Berlin hat aber eben auch jede Masse Obdachlose und Suchtkranke, die betteln, das ist sicherlich eine andere Zusammensetzung als in Kleinstädten.

Wir haben aber auch zusätzlich in bestimmten Ecken zunehmend offenbar organisierte Bettler, meist aus Roma-Clans (schätze ich und wird in den Medien behauptet) - die kann man u.a. recht gut durch die Art des Bettelns (Sitzen in unbequemen Positionen, ständige direkte Ansprache von Passanten in sehr schlechtem Deutsch) und ihre 'festen' Positionen an einem Ort (an dem sie oft von früj morgens bis abends sitzen) identifizieren.

Die tun mir individuell durchaus leid (denn sie werden ja übel ausgebeutet von den Leuten im Hintergrund und gehören mit Sicherheit zu den ganz Armen, abgesehen davon werden Roma fast in allen Ländern diskriminiert und in Ländern wie Rumänien auch drangsaliert). Ich gebe ihnen trotzdem nichts, weil ich die Organisationen im Hintergrund nicht unterstützen will - und man sich bei der großen Menge an Bettelnden in einer Stadt wie Berlin ohnehin entscheiden muss, welchen wenigen Personen man etwas gibt.

Ich werde täglich allein schon mehrfach in der U-Bahn von Obdachlosenzeitungsverkäufern und offenbar akut Suchtkranken / Obdachlosen angesprochen, dazu kommen die Straßenmusiker etc.- entsprechend entscheide ich spontan und nach einer bunten Mischung aus individuellen Kriterien sowie durchaus auch nach eigener Tagesverfasstheit, wem ich etwas gebe.
flixi
Beiträge: 2616
Gender: Female
Status:
Offline

Re: Bettler neben dem Hauseingang

Beitragvon flixi » 28 Feb 2017, 20:00

Lemon, an sich stimme ich dir zu.
Aber ich weiß aus meiner Arbeit, dass eben diese Anlaufstellen ein Auge darauf haben, wer immer wieder kommt und wer plötzlich weg bleibt. Da gibt es Strukturen auch unter den Obdachlosen, wo man lose voneinander weiß. Und es gibt auch Stellen an die zB die Post geschickt werden kann bzw. die Grundsicherung. Dort können die Menschen ohne festen Wohnsitz hingehen, ihre Wäsche waschen, Neuigkeiten austauschen oder auch mal Formulare ausfüllen. Oder ggf. auch mal zu einem Arzt vermittelt werden. Dazu sind Sozialarbeiter o.ä. vor Ort, die ihnen helfen. Oder auch mal helfen, einen neuen Schlafsack zu besorgen oder was weiß ich auch immer. Und dort wird keiner abgewiesen, weil er alkoholkrank ist.
Da die Menschen dort mehr oder weniger regelmäßig hingehen, wissen die SozArb in der Regel auch, wem wie weiterzuhelfen ist oder eben auch nicht (mehr).
Das kann ein Passant im Vorbeigehen normaler Weise nicht abschätzen.
Mama? Holst du mir die Waage raus? Ich muss wissen, wie schnell ich rennen kann!
Image

Zurück zu „Quasselecke“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder